Jubiläumskonzert

Stadtkapelle Nördlingen feiert 30-jähriges Bestehen mit Jubiläumskonzert

Seit dem 6. Mai 1994 findet das Frühjahrskonzert traditionell immer am Abend vor dem Muttertag statt. 2022 konnte das Konzert nach zwei Jahren Corona-Pause erstmalig wieder durchgeführt werden.


Dass in den beiden letzten Jahren auf diese liebgewonnene Tradition verzichtet werden musste, bemerkte das Publikum bei der Begrüßung durch Oberbürgermeister David Wittner, der voller stolz die "Knabenkapelle" angekündigte. "Ich wollt' nur wissen, ob Sie auch aufpassen."

Knabenkapelle und Stadtkapelle sind eng miteinander verbunden, denn die Stadtkapelle wurde 1990 sozusagen als Lückenschluss oder besser gesagt Nachfolge-Orchester für die Buben gegründet, die altersbedingt aus der Knabenkapelle ausscheiden und weiterhin gerne in Nördlingen Blasmusik machen wollen. Außerdem dürfen, anders als bei der Knabenkapelle, bei der Stadtkapelle auch Musikerinnen mitspielen. Die Idee Georg Winkler's, seinerzeit musikalischer Leiter der Knabenkapelle, wurde vom damaligen Oberbürgermeister Paul Kling und Heinrich Rommel sowie dem Stadtrat umgesetzt. Das sinfonische Blasorchester wurde bis 2006 von Winkler selbst  geleitet, bis 2013 übernahm Christoph Keßler, seit November 2014 steht Armin Schneider am Dirigentenpult.

Reise durch die Vergangenheit


Voller Leidenschaft präsentierten die Musiker*innen ein hochkarätiges und abwechslungsreiches Programm, dass viele Highlights der letzten 30 Jahre Revue passieren ließ. Den Auftakt bildete, wie auch beim allerersten Auftritt, der Parade-Marsch "Von der Tann" von Andreas Hager. Wie Antonia Engert, die durch das Programm führte, in ihrer Moderation erwähnte, seien von den damals 43 Musikern bei der Gründung auch heute noch 11 aktiv. "Sie sind zwar etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch mit Elan dabei!"

In der Ouvertüre aus Ludwig van Beethoven's "Egmont", arrangiert von Gerard Posch, übernimmt das Holz den Part der Streicher, ehe das Blech einsetzt. Damit stellte die Stadtkapelle wieder einmal mehr unter Beweis, dass sie auch in der Klassik zuhause ist. Eine besondere Verbundenheit habe man zu drei Amerikanischen Bundesstaaten, kündigte Engert in ihrer Anmoderation des Titels "Virginia" von Jacob de Haan an.

Gründungsmitglied greift zum Taktstock


Die Stadtkapelle hat bereits zwei CDs veröffentlicht. 1996 "Blasmusik aus Nördlingen" und 2002 gemeinsam mit der Knabenkapelle "So G'sell so". Ein Titel der zweiten CD ist das Solo für zwei Trompeten "Zwei Mexikaner in Böhmen" von Sven Heidt. In Original-Besetzung, denn die Solisten Armin Schneider und Andreas Baumann schlüpften in ihre Ponchos und setzen den Sombrero auf. Den Taktstock übernahm für dieses schwungvolle Stück, das in den ersten beiden Teilen als Swingpolka erklingt und dann in einer traditionellen böhmischen Polka endet, Stadtmusikdirektor i.R. Georg Winkler.

Unter der Leitung des derzeitigen Dirigenten Armin Schneider entführte die Kapelle das Publikum in der bis auf wenige Plätze vollbesetzten Schillerhalle in die Welt des Musicals. Ralph Benatzky und Robert Stolz zeichnen verantwortlich für die bekannten Melodien des Singspiels "Im weißen Rössl". Das Potpuorri spannt den Bogen vom Big Band Sound bis hin zum Dixieland.

Ein typisches Stück für die Blasmusikbesetzung ist das Stück "Klang der Alpen", komponiert von Kurt Gäble. Hier brillieren nicht nur alle Register durch ihren stimmungsvollen Aufbau bevor sie in einem fulminanten Forte zusammenfinden, auch das Alphorn und Kuhglocken haben ihren ganz besonderen Part in dieser von vielen Tempi-Wechseln bestimmten Komposition, die den Musiker*innen vor allem vom Ansatz her viel abverlangt.

Vom Mittelalter in die Neue Deutsche Welle


Bei der Carmina Burana handelt es sich um Texte aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die 1803 im Kloster Benediktbeuren entdeckt wurden. Mit dem wohl bekanntesten Werk Carl Orff's nahm die Kapelle das Publikum weiter mit  auf die Reise in die musikalische Vergangenheit. Filmmusik war bei der Stadtkapelle auch schon immer ein großes Thema. "Moment for Morricone" beinhaltet die bekannten Melodien der Italo-Western "Zwei glorreiche Halunken" und "Spiel mir das Lied vom Tod".

Begeisterungsstürme erntete die Dixieland-Combo: Andre Schneider, Hans Hauber, Jürgen Christ, Hermann Häring, Bernd Meyer, Sebastian Lessmann und Felix Schulze. Im Wechsel mit dem Orchester spielte sie das "Original Dixieland-Concerto" von John Warrington. Vor allem das "Waschbrett-Solo" zeigte wieder einmal mehr, dass beim Musizieren auch nie der Spaß zu kurz kommt.

Leicht gruselig konnte es einem beim "Tanz der Vampire" von Jim Steinman werden. Wieder einmal konnte die Kapelle hier die komplette Bandbreite ihres Könnens unter Beweis stellen. Offiziell letzter Titel war, auch wieder bewusst gewählt, der damals letzte Titel des letzten Frühjahrskonzertes, das Pop-Medley "80er-Kult" von Thiemo Kraas. Selbstverständlich gab es auch noch Zugaben: Zunächst den Marsch „Hoch Heidecksburg“, danach als Vorgeschmack auf das Stabenfest, das „Stabenlied“, bei dem die Musiker*innen auch ihr Gesangstalent unter Beweis stellten. Krönender Abschluss war der "Bayerische Defiliermarsch".


Goldprüfung erfolgreich bestanden


Im Rahmen des Frühjahrskonzertes der Nördlinger Stadtkapelle erhielten Vanessa Brendel (Alt-Saxophon), Johanna Roser (Flöte) und Antonia Engert (Tenor-Saxophon) ihre Urkunden für die bestandene D3-Prüfung. Weil es mitunter auch ziemlich nervenaufreibend sein könne, "mit unserem Haufen zu proben, und das jeden Freitag-Abend und manchmal auch am Samstag", so Engert, bekam auch Schneider für einen probefreien Abend mit seiner Familie eine Kleinigkeit als Anerkennung.