Ein Konzert mit besonderer Faszination
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- Veröffentlicht: Dienstag, 25. Oktober 2016 08:12
- Geschrieben von Ernst Mayer
Die Nördlinger Stadtkapelle begeistert in der St. Georgskirche – auch mit dem Stück eines Nördlingers.
Ein Kirchenkonzert mit Blasmusik übt bei den Liebhabern dieser Musik immer wieder eine besondere Faszination aus. Dies erleben sie beim Kirchenkonzert der Stadtkapelle Nördlingen gleich zu Beginn mit der „Fanfare für eine ehrbare Stadt“ des Nördlinger Komponisten Helmut Scheck mit dem Bezug zum 1100-jährigen Stadtjubiläum.
Mit den choralartigen Klängen der Posaunen wird die St. Georgskirche mit eingeschlossen, während die bewegten ineinander verschmelzenden Trompetentöne das über die Jahrhunderte hin bewegte Leben der Stadt symbolisieren.
„Canterbury Chorale“ stammt vom niederländischen Komponisten Jan van der Roost, der vom Besuch der Kathedrale sehr bewegt die Eindrücke und Gefühle musikalisch zum Ausdruck bringen will. Aus einem ruhigen orgelgleichen Klangteppich des tiefen Blechs und der Holzbläser heraus streben die Trompeten in der Vorstellung des Komponisten in der Londoner Krönungskathedrale hinauf in die hohen Gewölbe.
Ähnlich wie in St. Georg entsteht dann gleich der passende Rahmen für Thorsten Reinaus Musik über das Leben des Reformators Martin Luther. „Szenen eines rebellischen Lebens“ nennt er die musikalische Darstellung der Reformationsereignisse, den Thesenanschlag in Wittenberg 1517, den Reichstag zu Worms 1521 und der Heirat mit Katharina von Bora, der „Lutherin“ mit dem Luther-Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Der gehört unverrückbar zur evangelischen Kirche wie J. S. Bachs Choral „Jesus bleibet meine Freude“ in einer Fassung für die Blasmusik von Alfred Reed, den das Blasorchester der Stadtkapelle sehr eindrucksvoll darbot, wobei Dirigent Armin Schneider die angemessene Lautstärke fand, um den Wohlklang der Bach’schen Musik auch in dieser Form bestens zur Geltung zu bringen.
Einen Solobeitrag liefert der Hornist Moritz Lechner, mit dem zweiten Satz aus W. A. Mozarts „3. Hornkonzert Es-Dur“, bei dem ihm und den einzelnen Instrumentengruppen Gelegenheit geboten ist, die guten spielerischen Fähigkeiten zu beweisen. Ein schönes Liedthema aus Pietro Mascagnis Oper „Cavalleria rusticana“ symbolisiert den Osterfrieden der frommen Kirchgänger, bevor die sizilianische Leidenschaft eine fatale Schlusstragödie heraufbeschwört. Die ruhige Musik wird scheinbar von der Einleitung des „Concerto d’Amore“ in altem Stil fortgeführt, doch mit dem Erwecken der Schlagzeuger fängt alles zu rocken an, der Rhythmus wird angefacht, das Publikum erlebt eine lustvolle Swing-Passage mit Jazz-Elementen und einem melodiösen Popsong, bevor sich alles wieder in einem gediegenen Adagio-Schluss beruhigt.
Im Schlussstück „Spiritual Moments“ vereint Dizzi Stratford bekannte Spirituals in einem poppigen Blasmusikarrangement, „Go down Moses“, „Deep River“ und „Kumbayah“, das einen langen, überwältigenden Applaus der Zuhörer erlebt, die sich Zugaben erklatschen und den Musikerinnen und Musikern und ihrem Dirigenten Armin Schneider größte Anerkennung zollen.