Ballett, Oper und Film
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- Veröffentlicht: Freitag, 13. Mai 2016 20:34
- Geschrieben von Ernst Mayer
Die Nördlinger Stadtkapelle bot bei ihrem traditionellen Frühjahrskonzert ein abwechslungsreiches Programm
Der einleitende Marsch zu dem man eher tanzen als marschieren kann, stammt nicht von einem Militärmusiker, sondern von Franz Schubert. Das erfuhr man nicht nur durch die beiden souveränen Moderatorinnen Annika und Kristin Häring, sondern durch das Zuhören: fließende Melodien, umrahmt von schmissigen Signalen, sowie die farbenreiche Harmonik des „Militärmarsches Nr. 1“. Damit war ein anspruchsvoller Anfang für das Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Nördlingen gelungen.
Der obligatorische Ausflug in die klassische Musik war diesmal die „Nussknackersuite“ von Tschaikowsky. Auch wenn kein Ballett zur Verfügung stand, konnte man es sich doch irgendwie vorstellen, wie zarte Körper dazu über eine Tanzfläche schweben, auch wenn für kritische Ohren die Blasmusik nicht gerade ideal zu grazilen Ballerinas passt. Ursprünglich ein irisches Volkslied, bekannt aber als Arie der Oper „Martha“ von Friedrich Flotow, ist das Lied „Last Rose of Summer“, eine sentimentale romantische Blasorchesterfassung mit Soloeinlagen für Trompete und Flöte, die von den beiden Solisten mit sehr viel Gefühl gespielt wurden.
Eine Palette von Landschaften, Stimmungen und Menschen sollte das Stück „All over the Country“ bieten, das für das Solodebüt der Saxofonistin Emma Wörle ausgewählt wurde, das sie bravourös absolvierte mit einem mühelos scheinende Klappenspiel, das der bei zahlreichen Wettbewerben erfolgreichen Nachwuchsbläserin keine Probleme bereitete. Impressionen, Traditionen und Visionen wollte Blasmusikkomponist Kurt Gäble in dem Stimmungsbild „Klang der Alpen“ ausdrücken durch Andeutungen zahlreicher alpenländischer Klischees: Kuhglocken, Gebirgsbach und Jodler, dazu noch ein echtes Alphorn und eine bayrische Polka. Dirigent Armin Schneider gelang es in exaktem Dirigat, die Ideale, die Gäble in dieses Werk verpackte, herauszuarbeiten, die einzigartige Flora und Fauna der Alpen-Wunderwelt sowie Heimat- und Traditionsgefühl.
Eine stramme Locke kündigte einen Marsch an, den C. L. Unrath 1868 König Karl I. von Württemberg und dessen 1. Feldartillerie-Regiment widmete. Dieser Marsch fuhr mit Wucht ohne Piano in die Knochen, einer der beliebtesten Militärmärsche.
Friedlich und unterhaltsam gestaltete sich der zweite Teil des Konzerts mit eingängigen Filmmusiken, zunächst mit der Titelmelodie von „Children of Sanchez“, auf dem Flügelhorn solistisch gespielt von Julia Gehring, bevor sich auch das Klavier mit Cathy Smith in den Klang des Orchesters einmischte. E-Bassist Thomas Pichl und Gitarrist Andre Schneider taten das ihrige dazu, um sich dem originalen Sound anzunähern. Dies gelang auch bei der „Forrest Gump Suite“, dem Film über den naiven Jüngling, der trotz geringer Intelligenz später Millionen machte. Der holländische Komponist Kees Vlak porträtierte in einer „New York Overture“ die Stadt mit ihrem pulsierenden Leben und der unvergleichlichen Atmosphäre, die Sehenswürdigkeiten und das Nachtleben auf dem Broadway. Amerika war erkennbar in jazzigen Elementen, Harmonien und Rhythmen, bestens gelungen mit grooven Schlagzeugern und einem rhythmisch versierten Orchester, genauso wie beim Medley der Hits der Rockband „Toto“ u. a. mit „Africa“, „Rosanna“, „Childrens Anthem“ und „I will Remember“.
Der begeisterte Beifall der Zuhörer in der Hermann-Keßler-Halle forderte noch zwei Zugaben heraus, die Schnellpolka „Leichtes Blut“ von Johann Strauss und den großartigen Konzertmarsch „Hoch Heidecksburg“, den eine einzigartige Melodienfolge auszeichnet, von der Stadtkapelle hervorragend zur Geltung gebracht.